Komponist*innen

Kopf, Klaus-Dieter (* 1941)

* 13. Januar 1941 in Leipzig

Biografie

Klaus-Dieter Kopf wurde 1941 in Leipzig geboren und studierte von 1955 bis 1962 an der Händel-Musikschule und am Konservatorium in Halle (Saale) Musik mit dem Hauptfach Kontrabass. Während dieser Zeit eignete er sich autodidaktisch Kenntnisse im Komponieren an und erhielt Privatunterricht in den Fächern Gesang (1960–1966) und Orgel (1963/64). Ab 1965 war er in verschiedenen Orchestern als Kontrabassist tätig (u. a. in Halle und Halberstadt). Im Jahr 1964 trat er erstmals öffentlich als Komponist mit den Metamorphosen nach John Hiltons „Geselligen Liedern“ für Flöte, Violine und Violoncello in Erscheinung. Von 1971 bis 1978 war er Solo-Kontrabassist des Städtischen Orchesters Magdeburg. 1978, ein Jahr nach der Uraufführung seines Magdeburger Oratoriums im Jahr 1977, erfolgte der Schritt in die freischaffende Tätigkeit. Für die Uraufführung des Werkes erhielt Kopf 1978 den Kunstpreis des Bezirkes Magdeburg.

1979 entwickelte Kopf gemeinsam mit Magdeburger Glasgestaltern ein neues Instrument, das Glasstabspiel. Neben seiner kompositorischen Arbeit war er als Musikpädagoge im Musik- und Hochschulbereich in Halle und Magdeburg und bei den Ferienkursen für Instrumentalisten in Michaelstein tätig. Außerdem ist er Mitbegründer und erster Leiter der Komponistenklasse an der damaligen Bezirksmusikschule „Georg Philipp Telemann“ Magdeburg (1976–1986). 1980 war er Initiator und künstlerischer Leiter der Reihe „Zeitgenössische Musik im Gespräch“ in der Konzerthalle „Georg Philipp Telemann“ im Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg.

Musik

„Angeregt durch die mich bewegenden Fragen der Gegenwart möchte ich mich musikalisch artikulieren. Dabei geht es mir nicht um versteinerte ästhetische Prinzipien, sehr wohl aber um Aktualität meiner musikalischen Äußerungen. Für neue Wege fühle ich mich stetes aufgeschlossen.“ So äußerte sich Klaus-Dieter Kopf selbst im Interview (Kopf 2004, S. 86 ff.).

In den 1960er-Jahren orientierte er sich zunächst an Komponisten wie Hindemith (1963/64), danach an Schönberg, Bartók, Strawinsky und Penderecki (1966/67). Nach kurzer Beschäftigung mit der Aleatorik wandte er sich Anfang 1968 Kompositionsweisen wie Messiaens Skalen, den verschiedenen Möglichkeiten der Zwölftontechnik sowie seriellen Techniken zu. Alle der oben genannten „Gestaltungsprinzipien“, wie er es lieber formulierte, spielten schon früh in Kopfs Kompositionen eine Rolle. Stets jedoch sollte die jeweils in einer Komposition angewandte Technik „den geistig-emotionalen Zusammenhang (Ideengehalt) verdeutlichen“ (ebd.).

Eine Besonderheit im kompositorischen Werk von Klaus-Dieter Kopf sind seine Stücke für Glasstabspiel. Kopf kann durchaus als „Erfinder“ dieses neuartigen Instrumentes bezeichnet werden. „Als das Kollegium der bildenden Künstler, Glasgestaltung Magdeburg, das unter Glasgestaltern und Kunstfreunden in der DDR ein Begriff ist, mir 1979 den Auftrag erteilte, eine ‚Glasmusik‘zu den Feierlichkeiten ihres 25jährigen Bestehens zu schreiben, ahnte noch keiner, dass sich aus massiven, farbigen Glasstäben unterschiedlicher Stärke und Länge eine ernstzunehmende Bereicherung des neuen Klangspektrums innerhalb der neuen Musikszene entwickeln würde.“ (Zit. n. einem Flyer des Musikinformationszentrums Zeitgenössische Musik Sachsen-Anhalt, hrsg. von Kerstin Hansen 2007)

Mit verschiedenen Schlegeln aus unterschiedlichen Materialien wie Glas, Stahl, Metall, (von Kupfer bis zur Stricknagel), Holz, Gummi und Kunstharz können völlig unterschiedliche Lautstärken und Klangfarben erzeugt werden, aber das Artspezifische des Glases wird niemals verlassen.

Werke

Klaus-Dieter Kopf komponierte Orchesterwerke, Oratorien und Kantaten, Schauspielmusik, Kammermusik, Werke für Glasstabspiel, Synthesizer. andere Soloinstrumente, Sologesang und Chor sowie eine Oper in vier Akten für 12 Solosänger, Chor und Orchester nach Texten von Goethe Der Mann von 50 Jahren. Ein detailliertes Werkverzeichnis ist hier auf der Homepage von Klaus-Dieter Kopf (s. Link unten) zu finden.

Die 2. Orchestersuite Gedankenspiele ist ein Auftragswerk der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Schönebeck und kam am 3. März 2006 zur Uraufführung. Sie besteht aus sieben Sätzen, bei denen es dem Komponisten nach eigenen Worten „um musikalische Ursprünglichkeit und Vitalität verschiedenartiger  musikalischer Gedanken“ geht (zit. n. Komponisten aus Sachsen-Anhalt Vol. 1, S. 27, s. u. Literatur). Die Satzbezeichnungen Invention, BurleskeElegie,Expression, Pantomime, Legende und Finale „zeugen von unterschiedlichen Stimmungen, die die Atmosphäre des Ganzen bestimmen. Wie in Wirklichkeit kommunizieren unterschiedliche Begebenheiten miteinander (Charaktere mit ihren Erlebnissen, Gegenwart mit ihrer Geschichte und Zukunft, Vergängliches mit Ewigem…).“ (Ebd.).

Klangbeispiele

Orchestersuite Nr. 2 op. 88 Gedankenspiele (2005), Mitteldeutsche Kammerphilharmonie, Dirigent: Christian Simonis, zu finden auf der CD Komponisten aus Sachsen-Anhalt Vol. 1, hrsg. vom Musikalischen Kompetenzzentrum Sachsen-Anhalt 2007

  1. Satz Invention
  1. Satz Pantomime

Auf der Homepage des Komponisten gibt es Hörproben aus Das Tagebuch der Anne Franck (s. u. Werkauswahl) und Ikarus II für Streichtrio.

Werke (Auswahl)

Kammermusik verschiedene Besetzungen
Metamorphosen nach John Hiltons „Geselligen Liedern“ für Flöte, Violine und Violoncello, UA 1964
1. Streichquartettin zwei Sätzen, UA 1966
Aphoristische Variationen über einen Streit in der Tierwelt für 5 Streicher, Bläserquintett und Harfe, UA 1967
Oktett für Bassklarinette, Trompete, Horn, Pauken (4) und Streichquartett, UA 1971

Noten

Fünf Tricinien für Blechbläsertrio

Literatur

Sophia Kopf, Dokumentation des zeitgenössischen Musikschaffens in Magdeburg von 1980–89, Diplomarbeit an der Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg 2004

Musikalisches Kompetenzzentrum Sachsen-Anhalt / Musikinformationszentrum Zeitgenössische Musik / Kerstin Hansen (Hrsg.), Komponisten aus Sachsen-Anhalt Vol. 1, München 2007 (= Gedanken zur Musik. Eine Schriftenreihe zum Musikleben in Sachsen-Anhalt, Heft 4).

Links

Homepage des Komponisten: http://www.kukma.net/kdkopf/

Klaus-Dieter Kopf im Komponistenlexikon des Deutschen Komponistenverbandes

Materialien für den Unterricht

Das Musikinformationszentrum Zeitgenössische Musik im Musikalischen Kompetenzzentrum Sachsen-Anhalt  hat im Jahr 2007 die erste von vier CDs mit Einspielungen der Musik von zeitgenössischen Komponist*innen aus Sachsen-Anhalt herausgebracht. Ein ausführliches Begleitheft für den Unterricht beschäftigt sich u. a. mit Klaus-Dieter Kopf und bietet neben biografischen Informationen und Auszügen aus einem Interview mit dem Komponisten detaillierte Handreichungen zu dessen Orchestersuite Nr. 2 op. 88 „Gedankenspiele“ aus dem Jahr 2005 samt Partiturauszügen für den Unterrichtsgebrauch. Auf einer zweiten CD werden die eingespielten Werke den Analyseschritten entsprechend in einzelne Tracks unterteilt, die sich auch im Notenbild wiederfinden. Alle CDs und Begleithefte werden Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt (nähere Informationen hier).

SM/Kerstin Hansen 2019